Erste repräsentative Studie zur Häufigkeit von partnerschaftlicher Gewalt in Deutschland

Eine neue Studie zu Gewalt in intimen Partnerschaften in Deutschland ist jetzt veröffentlicht worden. Das Team u.a. von der Uni aus Ulm und vom SOFFI hat in einer repräsentative Stichprobe sowohl Männer als auch Frauen befragt und dabei in psychische Gewalt, körperliche, sexuelle Gewalt und ökonomische unterschieden. Zusätzlich wurden Faktoren abgefragt, die als Prädiktoren (Vorhersage) gelten.

„Insgesamt 57,6 % der weiblichen Teilnehmer und 50,8 % der männlichen Teilnehmer berichteten über Viktimisierung durch Intimpartner während ihrer Lebenszeit; die Geschlechterverteilung unterscheidet sich signifikant (Chi2=43,43; p<0,001). Von den verschiedenen dokumentierten Subtypen war psychische IPV (Intimate Partner Violence – Gewalt in intimen Partnerschaften) am weitesten verbreitet (53,6 % bei Frauen, 48,0 % bei Männern). Andere Formen schwankten zwischen 15,2 % (körperliche IPV) und 18,6 % (sexuelle IPV) für Frauen und 5,5 % (sexuelle IPV) und 10,8 % (körperliche IPV) bei den Männern. Alle Formen der Viktimisierung fielen regelmäßig zusammen, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Das Erleben von IPV war nicht nur signifikant mit dem weiblichen Geschlecht verbunden, sondern auch mit höherem Alter, Zeiten der Arbeitslosigkeit, Armut und IPV-Täterschaft.“ (Aus der Zusammenfassung, Übersetzung DeepL)

Leider gibt es die Studie bisher nur in English, aber sie lohnt sich wirklich zu lesen und wird hoffentlich auch auf Deutsch veröffentlicht. Zur Not mit einem Übersetzungsprogramm arbeiten :-).

Es fehlt anscheinend die Einbeziehung von Zufluchtwohnungen und Frauenhäusern in die befragte Stichprobe, die Zahl der betroffenen Frauen dürfte deshalb eher unterschätzt worden sein. Es ist auch nichts über Unterschiede zwischen homosexuellen und heterosexuellen Partnerschaften zu finden. Aber insgesamt ist die Arbeit für Deutschland bahnbrechend und wer weiß, was in späteren Veröffentlichungen noch alles berichtet wird.

Die Untersuchung liefert jedenfalls die ersten belastbaren Zahlen (5,5%) über die Betroffenenheit von erwachsenen Männern von sexueller Gewalt in Partnerschaften in Deutschland.

https://doi.org/10.1177/08862605221092066